Freiwilligenjahr im Altersheim in Peru (Teil 2)

Eva Caronera Happel absolviert in der peruanischen Stadt Cusco/ Peru ein Freiwilligenjahr in einem Altenheim. Ein erster Erfahrungsbericht von ihr erschien in der letzten Magazinausgabe  Schwaben International unterstützte ihren Aufenthalt mit einer Spende von 100 Euro. In der vorliegenden Ausgabe gibt uns Eva Einblicke in ihre Freizeitgestaltung

Weihnachten in Cusco

Weihnachten in CuscoÜber Weihnachten war meine Familie da und es war schön, ihnen alles zu zeigen, das Altenheim, wie ich wohne und die ganzen Leute vorzustellen. Weihnachten haben wir teilweise im Altenheim verbracht. Nach dem Gottesdienst gab es eine Feier mit Plätzchen, Panetón, einem peruanischen Weihnachtskuchen, und selbst gemachtem Anisschnaps. Den hatten Simon und ich ein paar Wochen vorher, unter Anleitung einer Schwester, in riesigen Mengen hergestellt.

Der Abend war lustig, es wurde getanzt, sogar die Schwestern haben mitgemacht. Alle hatten Spaß. Simon und ich durften fast nicht gehen und wurden immer wieder zum Tanzen überredet. Ich fühle mich gerade komplett angekommen. Wir werden im Altenheim als Teil des Teams angesehen, sowohl von den Mitarbeitern als auch von den Schwestern und Mädchen, die dort leben. Mit einigen verstehe ich mich super. Außerhalb der Arbeit haben wir viele Bekannte und einige Freunde, die wir über unsere Sprachschule kennen. Wir spielen oft Tischtennis oder treffen uns freitagabends.

Zwischenseminar in Lurín
Das Seminar in Lurín gab uns ein bisschen Abstand von der Arbeit. Wir konnten viel über die Arbeit reden und reflektieren und auch ein wenig entspannen. Seit August sind wir nämlich durchgängig am Arbeiten. Es war interessant, die Geschichten von den anderen Freiwilligen aus anderen Projekten und anderen Ländern zu hören und alle wiederzusehen. Es war super, zumal wir auch in der Nähe des Strandes waren und viel Freizeit hatten. Im Gegensatz zu Cusco war es in Lima richtig heiß, dort ist Sommer. Das Seminar ging viel zu schnell vorbei.

Ausflüge um das Land kennenzulernen
TiticacaseeEinmal waren wir über das Wochenende am Titicacasee. Freitagabend ging es los. Am Samstag besuchten wir die schwimmenden Schilfinseln der Uros und die Insel Amantaní. Dort konnten wir bei einer netten Familie übernachten. Dann sind wir weiter nach Taquile, die Insel der strickenden Männer. Dort soll es die besten Stricker der Welt geben. Zugegebenermaßen die Sachen waren beeindruckend.

Der Höhepunkt war für mich allerdings der Ausflug zum Gletscher Ausangate. Simon, Nele, Giovanni, ein peruanischer Freund und ich sind Samstag sehr früh mit dem Bus zu einem Dorf aufgebrochen. Zuerst waren wir in den heißen Quellen baden und sind dann losgewandert. Es war gutes Wetter, doch plötzlich fing es an, heftig zu gewittern und zu hageln. Nach ein paar Minuten war die komplette Landschaft weiß. Und wir irgendwo allein, mitten im Nichts, bei Gewitter auf freiem Feld und es wurde langsam dunkel. Nach kurzer Zeit waren wir komplett durchnässt und froren. Schließlich fanden wir eine kleine Hütte aus Stein, ohne Tür, mit Strohdach, worin wir erleichtert unsere Zelte aufschlagen konnten. Am nächsten Morgen: Wir kommen aus der Hütte, die Sonne scheint und wir sehen, wo wir eigentlich gelandet sind. Am Tag vorher war alles weiß, man hatte nichts gesehen. Wir sind am Fuß vom Ausangate, bei einer Lagune. Die Landschaft war überwältigend.
Ausflug zum Gletscher AusangateDas Frühstück und den Rückweg in dieser wunderschönen Landschaft konnten wir richtig genießen.

Fasching – ein besonderes Highlight
Eine Kollegin hatte mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, an Fasching, der hier ziemlich anders ist, bei einer Tanzgruppe, in der sie auch ist, mitzumachen. Mit traditionellem Tanz und Tracht. Es wäre auch ganz einfach, einmal üben reiche. Warum nicht. Wir waren eine von vielen Tanzgruppen. Trotz Tracht bin ich immer noch als „Gringa“ aufgefallen. Kurz bevor es losging, wurde entschieden, dass die „Gringa“, die das alles nur einmal geübt hatte, jetzt ganz nach vorne soll und nicht so, wie geübt, ganz hinten bleibt. Es hat dann irgendwie geklappt und richtig Spaß gemacht. Als unsere Gruppe am Ende des Zugs angekommen war, wurden wir mit Wasserbomben und Schaum beworfen. Das ist hier so der Brauch.

Urlaub in Peru
Wir waren im Amazonas-Regenwald, haben ganz viele Tiere gesehen und im Amazonas gebadet. Danach waren wir zum Wandern in Huaraz. Weiter ging es nach Arequipa, in den Colca-Canyon, wo wir Condore ganz aus der Nähe sehen konnten. Eine Woche saß ich gezwungenermaßen in Lima fest. Eigentlich wollte ich weiter nach Oxapampa, um dort Freunde und die deutsch-österreichische Kolonie zu besuchen. Der heftige Regen und die dadurch entstandenen Schlammströme, Erdrutsche und Überflutungen machte das unmöglich. Wir hatten aber Glück. Viele Menschen haben alles verloren, ihre Häuser und ihr Eigentum. Überall herrschte Ausnahmezustand. Der Unterricht ist eine Woche ausgefallen, es gab kein Wasser, wir haben eine Woche mit Hilfe von Eimern geduscht. Aber wie gesagt, kein Vergleich zu dem, was ein paar Kilometer weiter passiert ist. Es war wirklich schlimm.

Langsam bekomme ich ein bisschen Panik. Nur noch drei Monate… Das kann einfach nicht sein. Es läuft doch gerade alles so perfekt. Die Arbeit ist super, zu den Leuten hat man ein gutes Verhältnis, man hat sich seinen Bekannten- und Freundeskreis aufgebaut. Da soll ich also schon bald wieder herausgerissen werden. In Deutschland wird alles anders sein. Zum Kulturschock, von dem alle reden, ist es nie so wirklich gekommen. Aber ich glaube, einen Rückkehrschock
wird es geben… Hier ist alles doch ein bisschen anders. Das von mir geliebte Chaos auf den Straßen, die kleinen Läden, die Märkte, die einfach entspannte Lebensweise, die ständigen Feste und Umzüge durch die Straßen, die hora peruana, die nette, entspannte, aufgeschlossene Art der Menschen…