Romy Schreiber (17 Jahre) aus Fürth reiste im April dieses Jahres auf eigene Faust zum Gegenaustausch nach Brasilien. Sie lebte in dieser Zeit bei der Familie von Isabella Nazário Grieco in Porto Alegre, Brasilien. Nachfolgend berichtet sie von singenden Erstklässlern, Wasserfällen im Nebelmeer und der Geschichte einer engen Freundschaft.
Von Deutschland bis Porto Alegre
Meine Gastschülerin aus Brasilien war erst eine Woche bei uns und ich wusste sofort, dass wir uns nicht nur einmal sehen würden. Auch wenn es anfangs ein bisschen dauert, bis man sich aneinander gewöhnt, war der Abschied von meiner neu gewonnenen Freundin nach fast vier Wochen alles andere als leicht, da man ja viel miteinander erlebt hat und meine Familie und ich uns mit vielen Ausflüge (München, Frankfurt und Skifahren usw.) bemüht haben, dem brasilianischen Gast die deutsche Kultur nahezubringen.
Durch WhatsApp und Skype sind wir in den vier Monaten bis zu unserem Wiedersehen in Kontakt geblieben. Nachdem wir dann endlich einen für uns passenden Zeitpunkt für einen Gegenbesuch gefunden haben, war meine Vorfreude auf das Wiedersehen riesig. Vor dem zwölfstündigen Flug war ich natürlich etwas nervös, da man ja ganz alleine ist (ohne Familie) und hofft, dass alles klappt, aber das Gefühl,
als ich meine Gastschwester am Flughafen in Porto Alegre wiedergesehen habe, war einfach großartig. Trotz Müdigkeit und Jetlag blieb ich lange auf, da ich sofort in das Alltagsleben meiner Familie integriert wurde und wir gleich zum Tanztraining von Isabella mussten.
Mal Lehrerin sein
Die erste Woche in Porto Alegre habe ich in der ehemaligen Schule meiner Gastschwester, der Pastor Dohms Schule, verbracht. Da sie schon mit dem Studium begonnen hat, konnte ich sie nicht begleiten, sondern besuchte stattdessen den Deutschunterricht der anderen Klassen. Die meiste Zeit verbrachte ich bei den jungen Schülern (1. und.2. Klasse), die bereits ab der Grundschule Deutsch lernen. Zwei sehr freundliche Lehrerinnen, Frau Queroz und Frau Schwalm, bringen den Schülern mit Hilfe von Liedern, Geschichten und mit dem Einsatz von Handpuppen die Sprache und Kultur näher. Sowohl bei diesem spielerischen Lernen als auch beim Bearbeiten von Arbeitsblättern durfte ich immer mithelfen und war sehr gut integriert. Nach dieser Zeit sind mir die Schüler sehr ans Herz gewachsen, aber auch die Lehrerinnen, denn egal ob auf dem Schulflur oder im Klassen- und Lehrerzimmer, sie waren immer offen für Gespräche und haben sich toll um mich gekümmert.
Wasserfälle im Nebelmeer
In der zweiten Woche verbrachte ich dann die meiste Zeit mit meiner Gastfamilie, die sich sehr bemühte, meine letzten Tage unvergesslich zu machen. Zuerst fuhren wir zum Canyon von Itaimbezinho und obwohl wir leider aufgrund des dichten Nebels nicht so viel von der 600 Meter tiefen Schlucht sehen konnten, waren die Wasserfälle im Nebelmeer wunderschön. Danach stärkten wir uns in einem typischen Restaurant, ein Holzhaus in den Bergen, in dem man die ganze Vielfalt der brasilianischen Küche, die nicht nur aus Reis und Bohnen besteht, probieren konnte. Von dort aus fuhren wir weiter nach Gramado, einer Stadt mit vielen Fachwerkhäusern, die einen sehr an die Heimat erinnert haben. Wir hatten den ganzen Tag Zeit, um die Stadt zu besichtigen und Souvenirs zu kaufen und haben dann in einem Hotel vor Ort übernachtet. Von dort aus ging es dann weiter in einen anderen Staat.
Santa Catarina ist bekannt für tolle Strände und wir hatten drei Tage Zeit, um alles und auch die Ortschaft Garopaba zu erkunden. Natürlich war bei 33 Grad ab und zu auch eine Abkühlung im Meer angenehm. Zurück in Porto Alegre hatte ich dann noch zwei Tage, die schöne Großstadt mit ihren vielen alten sowie neuen Gebäuden zu besichtigen. Auf dem Mercado Publico konnte ich Gewürze, Obst und Kaffee für die Familie daheim besorgen.
Unglaublich nette Menschen
Ich kann jedem raten, diese Erfahrung zu machen und einen Schüler aus einer anderen Kultur aufzunehmen, da es ein wunderbarer
Weg ist, unglaublich nette Menschen kennenzulernen und eine tolle Zeit mit einer Gastschwester und engen Freundin sowohl bei einem selbst zu Hause als auch im Ausland zu verbringen.