Eindrücke einer zehntägigen Rundreise durch Japan (2018)

Veröffentlicht in: Asien, Reisebericht | 0

„Mit einem Lächeln auf den Lippen kamen wir zurück aus dem Land des Lächelns.“

Die bei Schwaben International gebuchte Rundreise, die Axel Illenberger in das „Land des Lächelns“ unternahm, gewährte den Besuchern Einblicke in eine fremde, teilweise skurril anmutende Kultur, gepaart mit stets herzlich und höflichen Menschen. Axel Illenberger schildert nachfolgend das Fremde, aber auch das Besondere an Land und Leuten, abseits von den herausragenden UNESCO-Weltkulturerbestätten und Naturschönheiten.

Neu für uns war, dass bei der Einreise neben der Prüfung des Passes obligatorisch die Fingerabdrücke genommen wurden. Bereits am Flughafen tauschten wir Euro in Yen, damit der Reise nichts mehr im Wege stehen konnte. Endlich im Hotel angekommen gab es für uns eine Ernüchterung: Wir hatten nicht die passenden Kofferschlüssel dabei! Der Koffer ließ sich partout nicht öffnen, sodass wir an einem Samstagabend in Tokio einen Schlüsseldienst benötigten. Zirka 20 Minuten später erschien ein höflicher älterer Herr, der unter vielen Beteuerungen des Bedauerns den Koffer aufbrechen musste. Er stellte sich aber so geschickt an, dass wir den Koffer weiter benutzen konnten.

Japans kulinarische Genüsse
Es war bereits 22 Uhr und wir hatten mächtig Hunger. Selbst zu dieser späten Stunde war es kein Problem, eine Kleinigkeit zu essen. Trotz sprachlicher Probleme ist es leicht, Nudel-, Reis- oder Fischgericht zu erhalten, denn man deutet einfach auf originalgetreue Nachbildungen der Gerichte in Kunststoff. Eine Regel, die in jedem Restaurant gilt: kein Trinkgeld. Ein solches würde als beleidigend empfunden. Nach dem Verzehr des Essens ist es üblich direkt zu zahlen und nicht noch für einen längeren Zeitraum zusammenzusitzen. Und noch etwas gilt es stets vor dem Besuch eines Restaurants oder Tempels zu beachten: Schuhe aus! So auch, als wir ein Menü vom weltbekannten Kobe-Rind und vom Kugelfisch in einem französischen Lokal (depuis 1991) gegessen haben. Beim reichhaltigen Frühstück probierten wir „Natto“, ein Gericht aus fermentierten Sojabohnen, das beim Essen lange Fäden zieht. Der Kellner reagierte erfreut und pries es als sehr gesund an. Es schmeckte interessant, aber letztlich doch eher fade.

Menschenmassen und öffentlicher Nahverkehr
Eine Fahrt in der Tokioter U-Bahn ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Angesichts übersichtlicher Zonen war es überraschend einfach, ein Ticket zu lösen. Wir entschieden uns für eine Fahrt ins Manga-Viertel. Kitsch ist in Japan nämlich nicht anstößig, sondern niedlich. Mangas haben uns auf unserer Reise stets begleitet, auch wenn einem der Zugang als einem über 30-Jährigen etwas schwer fällt. Beeindruckt haben uns die Menschenmassen auf der größten Straßenkreuzung der Welt,
der Shibuya-Kreuzung, wo viele tausend Fußgänger die Straße queren. Es geht trotzdem sehr diszipliniert zu. Nebenbei bemerkt fühlt man sich in Japan extrem sicher. Opfer eines Diebstahls zu werden, erscheint einem selbst im größten Getümmel fast undenkbar. Ein weiteres Erlebnis war der unfassbar große Bahnhof von Kyoto. Über mehrere Ebenen und Rolltreppen geht es fast 100 Meter in die Höhe. Der Bahnhof umfasst unzählige Restaurants, Kaufhäuser und sogar eine Bühne mit mehreren tausend Plätzen, auf der eine traditionelle japanische Oper aufgeführt wurde. Auf dem Land hingegen haben flächendeckend Verkaufsautomaten die Rolle des Einzelhandels übernommen.

Religion, Regeln und ein bizarrer Pragmatismus
Die vorherrschende Religion in Japan ist der Buddhismus, vermischt mit dem Shintoismus, eine Art Naturreligion. Diese geben den Gläubigen viele Freiheiten. So wird oft in weiß nach christlichem Brauch geheiratet, weil es als „chic“ empfunden wird. Ein Beispiel für den japanischen Pragmatismus: Gegen eine Opfergabe in Schreinen kann man einen Blick in die Zukunft werfen. Ist man mit seinem Schicksal nicht zufrieden, wird es gleich vor Ort an eine Art Wäscheleine gehängt. Der Regen wäscht es ab und es trifft nicht mehr zu. In diesem Fall kauft man sich einen neuen Schicksalszettel.

In Japan gibt es praktisch keine öffentlichen Abfallkörbe, was damit zusammenhängt, dass 1995 nach einem Giftgasanschlag in der Tokioter U-Bahn sämtliche Behältnisse entfernt wurden. Wenn man nun aber Müllberge erwartet, wird man angenehm überrascht: Während unserer Reise entdeckten wir weder einen Kaugummirest noch eine Zigarettenkippe oder eine weggeworfene Tüte. Die Japaner tragen ihren Müll nach Hause und entsorgen ihn privat. Das öffentliche Rauchverbot gilt überall, auf allen Straßen und Plätzen. Verstöße werden mit etwa acht Euro geahndet. An einer Raststätte haben wir einen älteren Herrn gesehen, der mit Mundschutz(!) eiligen Schrittes auf einen ausgewiesenen Raucherplatz lief, dort den Schutz abnahm, um genüsslich zu inhalieren. In diesem Land hat alles seine Ordnung. In den Außenbezirken der Großstädte wunderten wir uns über die vielen Auffangnetze in der Nähe des Highways. Diese gehören zu riesigen Driving Ranges, wo die Japaner über mehrere Stockwerke ihren Abschlag beim Golfspiel üben, der beliebteste Freizeitaktivität.

Unser Reiseleiter Oliver, ein diplomierter Japanologe, erzählte uns zu Anfang, dass es auf Japanisch kein Wort für „Nein“ gäbe,was wir ihm nicht so recht glauben wollten. Wir wurden eines besseren belehrt: Als wir in Kyoto den Fahrstuhl zum Fernsehturm betreten wollten und es bereits nach 22 Uhr und geschlossen war, wagte keiner der drei Japaner nein zu sagen, „der Turm hat bereits zu“. Als wir es selbst bemerkten und beteuerten wiederzukommen, reagierten alle erleichtert und verabschiedeten uns mit einem Lächeln. Die Reise in dieses bemerkenswerte Land hat sich wirklich gelohnt.

Toilette mit Handbuch
Noch eine kleine Anekdote zum Abschluss. Die Toilettenkultur in Japan ist sehr bemerkenswert. Wir meinten spaßeshalber, dass man vor der Nutzung fast ein Handbuch bräuchte, denn so viele unterschiedliche Anwendungen gibt es: Auch die Möglichkeit, Musik zu hören, denn die senkt den Wasserverbrauch um ein Viertel, da die Japaner großen Wert darauf legen, dass keinesfalls ein Geräuschlein nach draußen dringt.