Gegenaustausch nach Valdivia – Eine unvergesslich schöne Zeit

Andrés Amarillo Mareco aus Bretten berichtet von seiner unvergesslich schönen Zeit beim Gegenaustausch in Chile im Sommer 2018.

Für meinen Austausch war ich nicht, wie die meisten in einem englischsprachigen Land, sondern in Chile, genauer gesagt in Valdivia. Das ist eine verhältnismäßig kleine Stadt in Chile. Da ich mich in Großstädten nicht so wohl fühle, war das ein super Ort für mich. Man findet sich schnell zurecht und wie ich bereits im Vorfeld hörte sind die Menschen dort sehr hilfsbereit und jedem sehr offen gegenüber.  Ich trat die Reise an, da wir während der Weihnachtsferien 2017/2018 in Deutschland einen Austauschüler aus Valdivia zu Besuch hatten. Ich merkte schnell, wie wichtig es ist eine Sprache zu beherrschen. Wir freundeten uns an, hatten Spaß, unternahmen sehr viel und tauschten uns über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten unserer Herkunftsländer aus. Ich bin sehr neugierig geworden und wollte gern nach Chile, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern und die Familie meines Austauschschülers kennenzulernen.

Die Reise
Im Juni 2018 machte ich mich auf den Weg. Insgesamt bin ich 26 Stunden nach Chile unterwegs gewesen. Davon waren ungefähr 19 Stunden Flugzeit. Von Frankfurt ging es für mich zuerst nach Madrid, wo ich dann zwei Stunden warten musste bis mein nächster Flug startete. Glücklicherweise bin ich mit einer Schulfreundin geflogen, die den gleichen Austausch machte. Die Zeit verging deshalb relativ schnell. Anschließend flogen wir nach Santiago de Chile, der Hauptstadt von Chile. Dabei hatten wir einen wunderschönen Ausblick auf die Anden. Der Flug war sehr anstrengend, da ich im Flugzeug nicht richtig schlafen konnte. Ich war glücklich als wir endlich in Santiago de Chile angekommen sind. Am Flughafen musste ich allerdings nochmals fünf Stunden auf meinen Anschlussflug warten, bis es weiter zu meinem Ziel Valdivia ging. In Valdivia, wartete bereits meine Gastfamilie, die mich herzlich in die Arme nahm. Nach einer kurzen Begrüßung und nachdem das Gepäck verstaut war, sind wir auch gleich in meine neue Unterkunft gefahren, wo ich die nächsten Wochen verbringen sollte. Ich war ein bisschen zu müde, um aufgeregt zu sein, aber voller Glück, das Ziel endlich erreicht zu haben.

Vor Ort
In dem Haus meiner Gastfamilie habe ich ein eigenes Zimmer bekommen und direkt beim Abendessen wurden meine sprachlichen Kenntnisse gefordert.  Die ersten Tage waren schwierig für mich, wegen der Zeitumstellung und den Unterhaltungen auf Spanisch, die meine volle Konzentration forderten. Anfangs hatte ich kaum Hunger und wenig Schlaf. Doch gewöhnte ich mich relativ schnell an die neue Umgebung und konnte mich auch bald gut mit der Familie verständigen. Mein ehemaliger Gastschüler hatte noch zwei Geschwister, deshalb war immer etwas los. Ich habe mich nach einiger Zeit auch mit Freunden aus Deutschland getroffen, die dort ebenfalls einen Schüleraustausch machten und wir erkundeten gemeinsam selbständig Valdivia. Es ist nicht so einfach in das Zentrum der Stadt zu kommen, da alle Wohngebiete etwas am Rand der Stadt liegen. Das hieß für mich, dass ich 45 Minuten zu Fuß brauchte, um in das Zentrum zu gelangen, wo es Geschäfte und andere kleine Läden gab.  Die einheimischen Jugendlichen in meinem Umfeld, wurden meist von Ihren Eltern überall hingefahren. Dies wollte ich allerdings nicht, schließlich machte ich die Reise um auch selbständiger und unabhängiger zu werden. Deshalb sind wir manchmal auf eigene Faust in die Stadt, mit einem sogenannten „Colectivo“. Das sind Autos, die eigentlich die gleiche Funktion haben wie Taxis, jedoch nicht nur eine oder zwei Personen mitnehmen, sondern meistens so viele Leute, bis das Auto randvoll ist. Je nach Tageszeit, kostet eine Fahrt mit dem „Colectivo“ unterschiedlich viel. Jedoch ist es sehr günstig. Der Preis schwankt zwischen 500 – 1000 Pesos, was ungefähr 80 Cent -1,20 Euro sind.  Auf der Fahrt in die Stadt kann man in Valdivia an den Flüssen Seelöwen sehen, die zwar meistens nur so herumliegen und nichts machen, aber dennoch eine coole Attraktion sind. Außerdem eignet sich Valdivia perfekt zum Reisen. Es gibt viel Interessantes in der Nähe zu sehen, wie zum Beispiel die Stadt Niebla mit einer sehr interessanten Geschichte, oder Puerto Varas, eine wunderschöne Hafenstadt. Man kann auch einen Vulkan in Puerto Varas sehen, der auf der anderen Seite des Sees liegt. Chile hat sehr viele aktive Vulkane und die Landschaft ist einzigartig. Ich hatte das Glück, anschließend an den Schüleraustausch noch eine Studienreise in die Atacama Wüste und auf die Osterinsel zu machen. Ich kann nur sagen, es war eine unbeschreibliche Erfahrung, aber die Erlebnisse hier alle zu berichten, würde den Rahmen sprengen.

Schulleben
In Valdivia habe ich die deutsche Schule Carlos Anwandter besucht. Sie wurde von Carlos Anwandter im Jahr 1858 gegründet. Valdivia wurde damals von Deutschen Einwandern besiedelt und die Schule wurde als ein Ort der Begegnung zwischen deutscher und chilenischer Kultur gegründet.
Meine persönlichen Erfahrungen, die ich an dieser Schule machen durfte, waren, dass die Beziehung zwischen Schüler und Lehrer viel enger ist und der Unterricht nicht so angespannt wie manchmal in Deutschland ist, was vermutlich daran liegt, dass es nur in zwei Fächern mündliche Noten für die Schüler gibt. Die Stunden wechseln zwischen 45 und 90 Minuten. Außerdem sind die Schulen dort so aufgebaut, dass man die Schule besucht, wo man auch im Kindergarten war. Vom Kindergarten oder sogar noch früher, bis zum Abitur oder „PCU“ in Chile genannt, besucht man dieselbe Einrichtung. Ähnlich wie bei uns konnte man sich für AG´s an der Schule anmelden, wie zum Beispiel Ballsportarten, Leichtathletik oder Theater. Es gab eine große Auswahl an Sportarten oder anderen Freizeitbeschäftigungen, die immer mit der Schule in Verbindung stehen. Zum Beispiel gibt es dort keine Vereine, sondern nur die Teams der Schule. Mir hat die Schule sehr gefallen und ich habe einen sehr positiven Einblick bekommen.

Fazit
Insgesamt war ich acht Wochen in Chile. Ich konnte persönliche Einblicke in den Familienalltag sowie unvergessliche Eindrücke unberührter Natur erleben.  Ich kann nur Positives aus Chile berichten und habe in der Zeit auch sehr viel gelernt, nicht nur sprachlich, sondern auch fürs Leben. Chile hat eine wunderschöne und sehr vielfältige Natur. Die Menschen dort sind sehr offen und nehmen Besucher sehr herzlich auf. Wenn ich irgendwann mal wieder die Möglichkeit habe, nach Chile zu fliegen, würde ich dies auf jeden Fall tun. Meine Zeit in Valdivia habe ich sehr genossen und vermisse die Menschen, die ich dort kennengelernt habe. Ich kann es wirklich jedem empfehlen, der Interesse an Spanisch hat, nach Chile, vor allem aber Valdivia zu gehen, da man wirklich einen tiefen Einblick in das Leben bekommt, sowie auch sehr schnell seine Sprachkenntnisse verbessern kann.