Ich habe meine chilenische Zwillingsschwester gefunden!

Sophie Raum aus Nürnberg berichtet von ihren Erfahrungen beim Gegenaustausch in Valdivia/ Chile im Sommer 2017.
Ich habe im Winter 2016 eine Chilenin aufgenommen, in der Hoffnung, dass es eine coole Zeit wird. Ich war super nervös aber das legte sich direkt, denn wir verstanden uns super!

Wir haben viel zusammen gemacht und erlebt und haben viel gemeinsam. Es war schön und wir hatten das Gefühl uns schon ewig zu kennen. Ich liebe sie aus ganzem Herzen und sie wird immer meine „verlorene Zwillingsschwester“ (anders kann man unsere Beziehung nicht nennen, wir sind so verdammt gleich… also charakterlich), mein chilenisches Ich sein. Auch die Zeitverschiebung und die Entfernung halten uns nicht davon ab, den Kontakt zu halten. Es war also keine Frage, dass wir uns wieder sehen und ich ihre Heimat und Familie kennenlernen möchte.

Und im Sommer 2017 war es dann soweit. Ich war total nervös, was auch daran lag, dass ich zum einen erst ein Jahr Spanisch in der Schule hatte und somit Angst vor Verständigungsproblemen und zum anderen daran, dass es doch ziemlich weit weg ist. Also am anderen Ende der Welt… ohne Familie. Ich war sehr froh, dass ich in der Gruppe geflogen bin und wir uns beim ersten Treffen schon gut verstanden haben. Alleine wäre ich vermutlich durchgedreht. Der Flug war ewig lang und ich war erleichtert, als wir in Santiago de Chile gelandet sind. Natürlich mussten wir dann ein weiteres Mal nach Valdivia fliegen, aber wir hatten es geschafft und waren in Chile! Es war anfangs komisch und ziemlich ungewohnt, von allen Seiten Spanisch zu hören, aber das machte das alles nur realer. Santiagos Flughafen ist riesig, deshalb war der Flughafen in Valdivia umso kleiner… eher gesagt winzig.

Der Unterschied zwischen Deutschland und Chile ist krass! Ein kleiner Kulturschock. Wenn du ein organisierter und vorausplanender Mensch bist, musst du das für diese Zeit loswerden, glaub mir. Denn vor allem die Spontanität ist eine typische Eigenschaft der Chilenen. Auch die Währung ist ganz anders. Anfangs war es für mich so komisch, dass eine Tafel Schokolade zum Beispiel 1.500 Peso kostet. Aber auch daran gewöhnt man sich schnell. Valdivia ist außerdem sehr vielfältig. Fluss, Strand, Parks bis hin zur Stadt. Auch die Partys sind ganz anders als in Deutschland, aber das wirst du schon sehen, wie auch alle anderen Unterschiede.

Das Wiedersehen mit meiner Gastschwester war perfekt! Wir sind uns in die Arme gefallen und haben uns beide tierisch gefreut. Auch ihre Mutter war mega süß und hat mich direkt in die Arme geschlossen. Die Eingewöhnung fiel mir nicht schwer, denn sie waren alle nett zu mir und haben mich direkt aufgenommen, wie eine verlorene Tochter. Auch meine Angst vor dem Sprechen legte sich sehr schnell. Natürlich habe ich am Anfang so gut wie nichts verstanden und ich kam mir komisch vor, weil die Eltern am Anfang mit mir redeten, wie mit einem Kleinkind. Natürlich wird dein Austauschschüler oder Austauschschülerin dir helfen und die Klassenkammeraden können ja auch Deutsch. Aber auch das hat sich relativ schnell geändert. Nach vier Tagen war ich drin und habe zum Schluss sogar ALLES verstanden, auch wenn es schneller gesprochen war und mit den ganzen chilenischen Wörtern. Denn davon gibt es viele. Aber das wirst du locker hinbekommen, also habe keine Angst und trau dich zu sprechen! Die nächste Hürde war die Schule. Klar gab es auch Unterricht auf Deutsch aber das meiste war Spanisch, ist ja klar. Keine Sorge wenn du da nichts oder wenig verstehst, das ist völlig normal und man erwartet von euch auch nicht, dass du das tust. Die Mitschüler waren von Anfang an super nett und offen. Ich habe viele Freundschaften geschlossen, die immer noch bestehen.

Ich hatte riesiges Glück mit meiner Familie und ich bin so froh, dass ich an dem Gegenaustausch teilgenommen habe. Das ist eine Erfahrung fürs Leben und jedem zu empfehlen. Mit meiner Schwester schreibe und skype ich regelmäßig, auch mit der ganzen Familie, denn ich bin nun ein Teil von ihnen und sie ein Teil von mir.

Der Abschied fiel mir schwer und ich musste ziemlich weinen weil es so emotional war. Aber sobald ich mein Abitur bestanden habe werde ich wieder nach Chile fliegen, für längere Zeit, denn die Wochen vergingen wie im Flug.

Falls du planst auch nach Chile zu fliegen, dann mach viele Fotos, schließe Freundschaften und freue dich auf eine wunderbare Zeit und eine neue Familie.

Chile ist für mich wie eine 2. Heimat geworden und ich hoffe du liebst es genauso wie ich es tue.