Wenn Herzlichkeit eine Sprache hat….

Familie Schad aus Stuttgart berichtet über ihren Besuch bei ihren ehemaligen Gastschülerinnen in Serbien und Montenegro im Sommer 2017:
Besuch bei den drei serbischen Familien unserer Ex-Gasttöchter Marta (2014), Ivana (2015) und Milica (2016)

Diese aufgestellten, höflichen, gebildeten Teenager waren in den Sommern 2014 bis 2016 in unserer Stuttgarter Familie. Und wir standen 2017 plötzlich selbst in Belgrad. Wie kam es dazu?

Ich blickte 2014 spontan in die Zeitung und las „Gastfamilien gesucht“, einen Aufruf, Schülerinnen aus Osteuropa in Stuttgart zu beherbergen. Um den kulturellen Austausch zu unterstützen, Vorurteile und Schubladen zu bekämpfen und (als Völkerkundlerin) dazu zu lernen, bewarb ich mich als Gastmutter bei Schwaben International. Und das wurde zu einer prägenden, ausschließlich positiven Erfahrung!!

Dass ich mit meiner elfjährigen Tochter Helena diesen Sommer 2017 von einem unvergesslichen Serbien-Montenegro-Besuch zurückkehrte, hätte ich 2014 nicht gedacht. Und das baut auf einer unbeschreiblichen Herzlichkeit auf, die über die Jahre wuchs.

Auch heute noch bin ich die Stuttgarter Mama und eine Freundin der Mädels und Ihrer Familien. Wir chatten fast täglich!

Da sich die Mädels in Stuttgart sehr wohl fühlten, viel dazu lernten und in den deutschen Alltag Einblick bekamen, wurden mir mehrmals Einladungen ausgesprochen. Ein Email im Frühjahr 2017 reichte und drei Zusagen kamen postwendend. Abfliegen nach Serbien hieß es am 27.7.2017 und dreieinhalb Wochen späten flogen wir vollbepackt mit Herzlichkeit, Eindrücken und Urlaubsbräune nach Stuttgart zurück. Wir hatten seit Mai serbische Vokabeln gelernt und mit Englisch kam man durch, also sprachlich: „nema problema“ bei unseren drei ausgezeichneten Deutsch-Serbisch-Dolmetscherinnen!

Zuerst stand Milica mit offenen Armen am Flughafen, per Onkel als Profi-Chauffeur ging es ins Dorfleben in die Voiwodina Nordserbiens, 8 Tage Donaustrand, Störche, häkelnde Großeltern, fröhliche Eltern voller Freundschaft, Spaß und Höflichkeit, viel Gemeinschaft in der Küche beim plaudern, lachen und Familienleben. Unvergesslich! Das 500-Seelen-Dorf war der Stressabbau pur und das einzige Event fand dann statt: „Barfuß im Sand“, ein Kinderfest am Strand.

Per Bus ging es von Nord- nach Südserbien und wieder: offene Arme! Diesmal Stadtleben, Hochhaus, Picknicks in den Bergen am Fluss, interessante Gespräche mit dem Philosophen-Papa und ein lustiges „okreni kukuruz“ beim Grillen in der Wildnis: Helena stand beim Maisgrill und ein Senior sagte 10x zu Ihr „okreni kukuruz!“ – er hätte auch „xkjdkfjlaeijreo!“ sagen können, die Sprache war uns fremd, aber die Gemeinschaft super. Dann sagte er wieder extra langsam zu Helena: „okreni kukuruz!“ und diesmal extra deutlich,… doch bis die Übersetzung zugerufen wurde, war der Maiskolben verbrannt!! „Drehe den Mais!“ – wurde zum lustigen Spruch und Symbol sprachlicher Differenzen.

Nachdem Marta und ich viele Papiere für Ihr Chemie-Studium in Würzburg (internationales Abi mit 1,1!) erledigt hatten, fuhren wir zu dritt ans Meer nach Montenegro. Im Dorf Baosici, wo uns einige Tage später Ivana’s Familie erwartete, mieteten wir ein Appartement am Strand der Adria. Schwimmen, Ausruhen, Spielen! Mit Marta (2014), Ivana (2015) und Helena saß ich auf einem Tretboot und dachte: was ein Schüleraustausch ändern kann!! Dann fuhr Marta die 12stündige Fahrt zurück und nach Würzburg.

Wir blieben eine Woche bei Ivana und Ihrer Mutter, die eigentlich zu dritt in Belgrad leben, aber in Montenegro am Meer ein Ferienhaus haben und dort übersommern.  Mutter Snezana ist Englischlehrerin in Belgrad und wir plauderten viel. Auch gings ins Städtchen Herzeg Novi, spazieren und wir saßen in aller Gemütsruhe am Strand. Ivana’s  Sommerjob: Eisverkäuferin beim leckersten Eisstand der Strandpromenade…. Unter 6 Kugeln Eis pro Tag lief nichts! Abends flanierten wir den kunsthandwerklichen Ständen der Promenade entlang. Via Südserbien fuhren wir am 19. August mit Marta’s Eltern nach Belgrad, wo wir von der Großtante vor dem Rückflug lecker balkanisch bekocht und beherbergt wurden. Sie sprach weder Englisch noch Deutsch, doch was ununterbrochen redete: das Herz! Wie im ganzen Urlaub… CHWALA! Das heißt Danke!

Das Einkommensniveau in Serbien ist generell sehr niedrig:

Frauen, z Bsp Sekretärinnen oder Verkäuferinnen verdienen 300 Euro/ Monat für 7 Tage/ Woche arbeiten – nie Urlaub, kein Kindergeld, keine Kassenleistungen, kein Hartz IV, Prämien oder Weihnachtsgeld und ca. 60% sind arbeitslos, Männer verdienen etwas mehr. Helena lernte zu sehen und schätzen, was man in Deutschland alles hat… und das klappt nur, wenn man den Blick ändert oder von woanders aus hin schaut! Unterstützen Sie den Schüleraustausch – man wird reicher beschenkt!